„Man wird noch lange von diesem Jahr sprechen“
Interview mit Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just vor dem Landesfestwochenende vom 12. bis 14. September
Herr Oberbürgermeister, die Heimattage 2025 biegen mit den Landesfesttagen am Wochenende 12. bis 14. September auf die Zielgeraden ein, ist Ihr Team gut vorbereitet?
Manuel Just: Ja, da bin ich mir sehr sicher. Gefühlt hat vor allem Heimattage-Beauftragte Ada Götz in den vergangenen Wochen nochmal eine Schippe draufgelegt, was man sich eigentlich kaum noch vorstellen konnte, damit alles gut vorbereitet ist, aber das ganze Team zieht mit.
Was ist die Herausforderung an diesem Wochenende?
Manuel Just: Vor allem die schiere Fülle an Veranstaltungen. Wir haben uns ja früh im Jahr darauf geeinigt, dass wir an dem Wochenende auch am Weinheimer Herbst festhalten, weil es keinen Sinn gemacht hätte, eine Woche später nochmal ein Innenstadtfest zu feiern. Nun jagt gewissermaßen an diesem Wochenende von Freitagabend bis Sonntag eine Veranstaltung die andere. Das erfordert ein enormes Pensum, die Veranstaltungen sollen sich ja ergänzen, nicht blockieren. Aber wir glauben, das gelingt.
Was ist für Sie das Highlight?
Manuel Just. Es ist schwer, etwas herauszupicken. Sicherlich der Landesfestumzug schon wegen der Menge an Teilnehmern, es sind 2300 Personen auf der Strecke. Ich war ja im vergangenen Jahr im Härtsfeld, man kann sich wirklich darauf freuen. Aber grundsätzlich ist für mich die Vielfalt das Highlight, die große Bandbreite.
Aber es geht doch diesmal um Brauchtum und gediegene Heimatverbundenheit, wo soll da die Vielfalt sein?
Manuel Just: Auf den ersten Blick kann man vielleicht so denken, aber auf den zweiten Blick sieht man sie schon. Sehen Sie sich mal an, wer beim Festzug alles dabei ist, oder beim Brauchtumsabend im Schlosspark-Festzelt. Wie bunt das ist, sogar interkulturell mit unserer Philia oder dem deutsch-ukrainischen Freundeskreis, die Nordstadtfreunde, die Blüten, die Musikschule. Die große lokale und regionale Beteiligung freut mich sehr. Das bestätigt uns.
Ja, worin denn?
Manuel Just: In unserer Herangehensweise von Anfang an. Wir haben immer gesagt, die Heimattage sollen nicht nur eine Werbeveranstaltung nach außen sein, sondern nach innen wirken in die Stadtgesellschaft. Und das ist wahrlich gelungen, dafür ist die hohe Beteiligung an den Veranstaltungen der Beweis, dahinter steckt die Identifikation, das Heimatgefühl, das in diesem Jahr sprichwörtlich geworden ist.
Es gibt kritische Stimmen gegenüber dem Großen Zapfenstreich am Samstag, passt derlei militärische Symbolik in die Zeit?
Manuel Just: Wenn wir sehen, dass zum Beispiel die Bürgerwache Mengen an eine Zeit erinnert, in der Menschen ihre Heimatregion verteidigen mussten, dann sage ich klar: aber gerade jetzt passt das in die Zeit. Und grundsätzlich passt jede Form von Ausgrenzung nicht zu unserem Verständnis von Heimat, warum sollten wir dann ein wichtiges Stück Brauchtum von vornherein ausschließen. Die Ska-Reggea-Band aus dem Schwarzwald mit karibischen Klängen am Freitag ist für uns ein Stück kreative Auseinandersetzung mit der Heimat, ebenso die Bürgerwache. Ich finde es spannend, wenn wir uns mit diesen besonderen Auslegungen des Heimatbegriffs beschäftigen. Das war unser Ziel in diesem Jahr. Denn Heimat ist ein Gefühl, und Gefühle sind nie langweilig.
Das Heimattage-Jahr war auch von teilweise deutlich sichtbaren Sicherheitsvorkehrungen bei großen Veranstaltungen geprägt, was die Stadt auch viel Geld kostet. War das wirklich nötig?
Manuel Just: Also erstens gab es gar nicht viel Spielraum, wenn man sich die Empfehlungen und Leitfäden nach den Vorfällen im vergangenen Winter anschaut und sich mit der stattgefundenen Rechtssprechung auseinandersetzt, welche die Veranstalter mindestens bis zu einem gewissen Grad in die Verantwortung nimmt. Wir mussten handeln. Die Rückmeldung der Besucherinnen und Besucher war darüber hinaus bis jetzt ebenfalls sehr positiv. Viele sagten auch persönlich zu mir: Wie gut, dass wir uns bei Ihnen sicher fühlen können. Die Sicherheit der Menschen, ihr Gefühl, aber auch ganz real, war und ist daher letztendlich unser Maßstab.
Sicher ist es noch zu früh, eine Bilanz zu ziehen, aber auch vor dem Landesfestwochenende kann man sicher sagen: Was wird zurückbleiben?
Manuel Just: Ganz viel! Und das ist der eigentliche Erfolg der Heimattage. Da sind die konkreten Projekte wie der Klingende Wanderweg, der Rundwanderweg, der Mundartweg durch die Stadt, das gehäkelte Weinheim, die Weinheim Hymne, Veranstaltungen wie der Tag der offenen Ateliers oder das Theater an der Zeder. Vor allem aber: Viele Menschen haben ihrem Heimatgefühl nachgespürt und es vielleicht neu entdeckt. Menschen sind sich nähergekommen bei den Projekten, die Freunde geworden sind. Auch hier ist „Woinem in Masche“ ein besonders gutes Beispiel. Oder das große Engagement in den Ortsteilen, gerade erst der Stolz der Menschen in Lützelsachsen auf die Winzerfest-Geschichte. Der ist gekommen, um zu bleiben. Man wird noch lange von diesem Jahr der Heimattage sprechen.